Mähdrescher fürs Wasser

wasserpestDie Preisträger im Ideenwettbewerb „Erfindergeist contra Wasserpest“ stehen fest. Aus 34 eingereichten Ideen wählte die Jury drei Arbeiten aus. Die Auszeichnung der Bestplatzierten, die verschiedene Varianten von Mähbooten entworfen haben, fand am 8. Oktober 2009 in Essen auf dem Baldeneysee statt.
Zum Sieger des Ideenwettbewerbs kürte die Jury Nils Kerpen von der Leibniz-Universität Hannover. Seine Studienarbeit, eine viel versprechende Technik zur Ernte der Wasserpflanze Elodea nuttallii, überzeugte die Experten durch die sehr gute Analyse und die innovative Kombination verschiedener Verfahren. So ist nicht nur die Mahd möglich, sondern auch eine Trennung der Wasserpflanzen vom Sediment – eine entscheidende Voraussetzung für eine spätere Nutzung der Biomasse.

Den zweiten Platz belegte Gerd Neumann aus Düsseldorf, der eine nach dem Prinzip eines „Epiliergerätes“ arbeitende Apparatur vorgeschlagen hat, die durch detaillierte Überlegungen besticht und deren erfolgreicher Einsatz nach entsprechender Optimierung aussichtsreich erscheint. Der dritte Preis ging an die beiden Studenten Sebastian Bertram und Dominic Vajen aus Hannover, die als interdisziplinäres Team der Fachrichtungen Maschinenbau und Industriedesign ein Konzept für das Mähboot „Malawi“ einreichten. Auch dieser Arbeit liegt eine umfassende Analyse des Ernteproblems zugrunde, die letztendlich im detaillierten Entwurf eines Mähbootes gipfelt.

Insgesamt erhielten die Preisträger ein Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro, das der Ruhrverband, die Entwicklungs-, Betreiber- und Verwertungsgesellschaft Goitzsche mbH, der Verein der Freunde und Förderer des UFZ sowie die Leipziger Stiftung für Innovation und Technologietransfer gestiftet haben. Die Auslobung des Wettbewerbs zeigt, dass die Betreibergesellschaft des Goitzschesees und der Ruhrverband als Eigentümer der Ruhrstauseen nichts unversucht lassen, um dem Elodeaproblem Herr zu werden. Der durchgeführte Wettbewerb führt bei den Initiatoren aber bislang auch zu einer gewissen Ernüchterung. Eine „Allzweckwaffe“ gegen die Wasserpflanze Elodea scheint, obwohl sich viele schlaue Köpfe mit dem Problem auseinadergesetzt haben, leider bisher nicht gefunden worden zu sein. Die eingereichten Vorschläge beinhalten zwar sehr gute Ideen, aber das mit der Elodeabeseitigung verbundene Kostenproblem werden die Vorschläge nach bisheriger Erkenntnis nicht lösen können. Zum einen ist eine Weiterentwicklung der vorgeschlagenen Maschinen bis zu ihrem praxistauglichen Einsatz sehr kostspielig und zum anderen sind bei einem erfolgreichen Einsatz die Folgekosten durch die Entsorgung des Materials und die Personalkosten zur Bedienung der Maschinen wahrscheinlich nicht wesentlich geringer als bei den herkömmlichen Mähbooten. Allerdings soll nun erst einmal gemeinsam mit den Preisträgern überlegt werden, ob und wie die eingereichten Vorschläge optimiert und einzelne eventuell in die Praxis überführt werden können.

Die ursprünglich aus Nordamerika stammende Schmalblättrige Wasserpest (Elodea nuttallii) ist in den letzten Jahren in vielen Seen und Flüssen Deutschlands zum Problem geworden. Da sie sich rasant vermehrt, sind die Flachwasserbereiche der Seen, aber auch die langsam fließenden oder aufgestauten Bereiche der Flüsse in kurzer Zeit vollkommen zugewachsen. Die für Schwimmer und Boote fast unpassierbaren Pflanzenteppiche schmälern das Freizeitvergnügen und können auch weitere Nutzungen einschränken. Deshalb hatten das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig und der Ruhrverband in Essen Anfang 2009 gemeinsam den Ideenwettbewerb „Erfindergeist contra Wasserpest“ ausgeschrieben.

Die rege Beteiligung an dem Wettbewerb zeigt das enorme innovative Potenzial der Bevölkerung bei der Lösung konkreter Fragestellungen von allgemeinem Interesse. Die Bandbreite der insgesamt 34 eingereichten Ideen reichte von der detailliert beschriebenen, innovativen Erntevorrichtung bis zu dem Hinweis, „das herrliche Grünzeug“ einfach aufzuessen. Eine Fachjury aus Wissenschaft und Praxis hatte dann die Aufgabe, aus dem reichen Angebot kreativer Lösungsvorschläge die drei Erfolg versprechendsten Arbeiten zu ermitteln.

Insgesamt bestätigt das Ergebnis des Wettbewerbs die bisherige Einschätzung der Fachexperten und des Ruhrverbands. Auch nach dem Wettbewerb wäre es nicht zu verantworten bei den Wassersportlern die Hoffnung zu wecken, dass das Elodeaproblem mit vertretbarem finanziellen Aufwand leicht zu lösen sei. Letztlich bleibt es ein Kampf gegen Windmühlenflügel, bei dem abgewartet werden muss, ob das Elodeawachstum aus natürlichen Gründen heraus zurückgeht, wie dies an anderen Gewässern zuvor geschehen ist.